Baba California – die Doku

Am Anfang war da eine halbtote P-Bass-Kopie im Regal von Stilbruch, unserem Hamburger Hausratverwertehof.

Laker Preisschild
Ok zugegeben – ich kann kaputte Supermarkt-Olivenbäume, verlorene Regenwürmer und vernachlässigte Instrumente schlecht liegenlassen.

Mal sehen. Der Hals fühlt sich sehr gut an. Hat Substanz, liegt aber eher auf der schmalen und flacheren Seite. Die Saitenlage ist auf jeden Fall ok, und die Bundreinheit scheint einigermaßen in Ordnung. Auch die Mechanik funktioniert und scheint ganz solide. Als ganz große Fragezeichen bleiben der Pickup und vor allem der Halsstab. Aber ich bin angefixt.

Zum Hersteller habe ich praktisch nichts gefunden. Zwei Strat-Inserate (musiker-board.de, ebay) legen nahe, dass unter der Marke „Laker“ vor ca. 20 Jahren ganz brauchbare Mittelklasse-Instrumente hergestellt wurden. Das bestätigt mein gutes Bauchgefühl. Am zweiten Tag hab‘ ich ihn geholt, und einen Satz Saiten dazu.

Erstmal wird geputzt und das Material begutachtet: Das Griffbrett ist richtig schön, ich freu mich! Der Korpus dreiteilig, ich tippe mal auf Esche, der Hals aus einem Stück. Der Steg ist – am Arsch.

Laker Steg
Wie kann man nur so mit einer Schraube umgehen?!

Aargh. Das habe ich übersehen. Dann ist wohl auch eine vollständige Mechanik fällig; einzeln werden die zwei fehlenden Hülsen kaum zu kriegen sein:

Laker Mechanik
Iih. Das wird wohl teuer.

Macht es denn Geräusche? Sind ja immerhin noch zwei Saiten drauf. Nein, Geräusche macht es nicht. Also sind Schaltung und/oder Pickup kaputt. Ich probiere das mal rasch: Der Pickup knarzt, wenn man ihm Strom gibt – es ist noch Hoffnung :).

Damit ist jetzt Zeit für shopping! Als Erstes ist der Steg dran. Rotthoff hat gerade nur ein Gotoh-Teil da. Das ist zwar etwas teurer als geplant und deutlich weniger oldschool als ich wollte, aber dafür kann’s gleich weitergehen. Und es ist ja nie verkehrt, ein paar solide Bauteile rumliegen zu haben.

Laker Steg Gotoh
Mal ganz ehrlich: nicht so hübsch, hat sich aber gelohnt. Im Ergebnis Sustain bis zum Himmel.

Dann holen wir uns noch ein paar billige Potis und Kondensatoren von Just Music und Conrad. Und dann bauen wir uns eine schöne, neue, klassische Precision-Schaltung.

Laker Elektrik
Meine erste Preci-Schaltung 🙂

Passive Bassschaltungen gibt es in der großartigen Sammling von Cadfael – Danke unbekannterweise für diese tolle, mit Leidenschaft und Sachkenntnis zusammengetragene Quelle!!! Und dann hat mir dieses Video-Tutorial geholfen.

Äh. Neue Baustelle.

Ich mache jetzt keine große Operation draus, denn solange ich noch nicht mal sound habe, habe ich andere Prioritäten, und ich bin ungeduldig. Also müssen einige Zahnstocher und Holzleim erstmal reichen. Der Hals bleibt dran.

Alte Saiten wieder drauf und – hurra! Der Pickup tut, und das richtig schön!

Laker Pickup
Der alte Pickup – für mich ein echter Treffer.

Sowas hatte ich gehofft – es ist also doch anständiges Material verbaut. Bin ich gespannt, wie das Ding am Amp klingt! Es entwickelt sich ein Name, was ungewöhnlich ist. Tatsächlich wirkt er auf mich eher maskulin als andere Bässe, also ein er, ein Bastelbass, ein Baba California.

Aber rauschen tut er wie Sau. Die Erdung müsste ok sein, also geh ich mal bei Rotthoff fragen, ob die was zum abschirmen haben… Haben sie nicht… aber dafür

zwei Ersatzhülsen für die Mechanik!

Laker Huelsen Mechanik
Große Erleichterung.

Jetzt wird aufgesattelt. Ein frischer Satz Ernie Ball Slinky, 45-100er kommt drauf und, Ladies und Gentlemen, wir haben einen Bass!

Laker Saiten

Ich bin mal gespannt, ob die Abschirmung was bringt. Habe mir bei Conrad Kupferfolie bestellt. Die reicht dicke, es bleiben gut zwei Streifen übrig, und lässt sich gut kleben. Sehr positiv ist, dass man sie auch leicht wieder abziehen kann; Korrekturen sind kein Problem. Eine Papierschablone hilft beim Einpassen. Achtung: Beim Zuschneiden mit Schablone aufpassen, dass das Teil nicht seitenverkehrt wird. Und die Verbindung zur Masse nicht vergessen. Ich spreche aus Erfahrung.

Was noch über das Pickguard rausstand, hab ich einfach mit dem Cutter entfernt. Das ist nicht nett wegen der Schnittspuren im Lack, aber effektiv. Letzter Check: Das Kupfer und der Alu-Streifen am Pickguard haben ordentlich Kontakt.

Laker Abschirmung
Die Abschirmung komplett mit Lötpunkten.

Die Abschirmung hat richtig was gebracht, er rauscht fast gar nicht mehr! Weil das gelegentlich diskutiert wird: Ich glaube tatsächlich, einen gewissen Dämpfungseffekt auf die Höhen herauszuhören, aber das lässt sich über die Pickup-Höhe gut regulieren. Der Versuch lohnt auf jeden Fall.

Das isses erstmal: Am Amp klingt er toll. Er hängt ausgewogen am Gurt und lässt sich schön spielen. Tatsächlich ist er sackschwer, knappe 5,5 kg ohne Gurt. Macht einen Riesenspaß, das Ding.

Laker gross

Kosten Bass & Teile:

€ 49,00 Laker California 1 Bass (an Bastler)
€ 45,50 Bass Bridge Gotoh
€ 2,25 Klinkenbuchse Mono J
€ 7,00 2 Poti Mini 250K A log
€ 0,22 Keramik Kondensator 470 PF
€ 4,00 2 Hülsen für Mechanik
€ 3,00 13 Schrauben für Pickguard
€ 10,49 Selbstklebende Kupferfolie 10 Streifen 150x30mm
———————-
€ 121,46

Dazu kommen Verbrauchsmaterialien wie vor allem ein Satz Saiten (€ 25,00) und etwas Litze, sowie ein paar andere Kondensatoren zum Ausprobieren. Und vielleicht kloppe ich noch ein neues Pickguard drauf.

Soundbeispiel folgt.

Nachtrag:

Ist wohl ein häufiges Problemchen: Das pickup-cover ist lose, und der singlecoil zieht sich wie eine Schnecke ins Haus zurück. Schön, dass man so einen hochtechnologischen Atombass mit einem Stück Spülschwamm reparieren kann. Einfach drunterklemmen und tauschen, wenn er anfängt zu krümeln :D.

Entscheidend ist natürlich noch der Halsstab. Habe den Hals nun mal abgenommen und zu Rotthoff getragen. Die hatten tatsächlich einen passenden Schlüssel (€ 1,50). Der Schraubenkopf war leider so ausgegniedelt, dass ich den in abmontiertem Zustand nur sehr vorsichtig mit einem kleinen Hammer ein Stück hineinbekam. Immerhin: Weit genug, um sauber zu greifen und den Hals wieder einstellen zu können! Und der Halsstab an sich flutscht prima. Dann bin ich’s zufrieden :).

Restliche Baustellen:

Der Hals. Hier komme ich an meine Grenzen, da ist wohl noch ein Besuch und eine Einschätzung durch den Pro fällig. Ordentlich eingestellt wird sich zeigen, welche Probleme übrig bleiben. Bisher sehe ich diese:

Beim Abnehmen des Halses hat sich gezeigt, es ist wohl nur ein halber „Laker“. Der Hals wurde schon mal ausgetauscht und ich habe viele interessante Löcher im Body.

Laker Halsverbindung Schraubenlöcher
Äh ja – sieht nicht hundertprozentig vertrauenswürdig aus, aber hoffentlich fixbar.

Die Schraubverbindung von Hals und Korpus… toitoitoi. Bis jetzt hält es mit den eingeleimten Zahnstochern, aber vielleicht muss hier in der Zukunft mal neu ausgebohrt, aufgefüllt und nachbgebohrt werden. Ein Fall für die Werkstatt, da ich keine Standbohrmaschine habe. Aber das sollte ja nicht dramatisch sein.

Schwieriger wird wohl, dass der Hals nicht ganz gerade sitzt. Die seitlichen Abstände der E- und G-Saite zum Hals sind deutlich unterschiedlich. Das sieht man auch auf den Fotos gut. Das könnte die größte Baustelle sein – aber vielleicht auch einfach verschmerzbar. Läuft bisher unter Charakter.

Und die Saitenlage lässt sich vielleicht noch korrigieren. Im Moment ist er gut spielbar bis zum 12. Bund, danach lässt wegen hoher Action die Bundreinheit zu Wünschen übrig. Das geht hoffentlich noch besser.

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert